Donnerstag, 25. Juli 2002

 

„Der andere Weg“ war zweimal erfolgreich

Wettbewerb „Jugend filmt“: Attraktives Programm mit vielen guten Ideen

 

Der offene Wettbewerb „Jugend filmt“ ging am Wochenende nun schon zum sechsten Mal in Folge im Vortragssaal der Volkshochschule Landshut über die Bühne. 34 Filme aus über 60 Einsendungen, mehr als je zuvor, hatten die Vorjurierung erfolgreich passiert und sich für die Veranstaltung des Film- und Videoclubs am vergangenen Sonntag qualifiziert. Die Themenvielfalt war so groß, wie das Leben Jugendlicher bunt ist: Drogen, Liebe, Krimis, Fantasiestreifen - alles war dabei.

 

Am besten freilich, so die einhellige Meinung der kompetenten Jury, gelang Janina Hüttenrauch aus Siegsdorf die filmische Dokumentation einer Drogenentziehungskur auf einem - auch für die meisten Zuschauer wohl neuen - eben einem anderen Weg. Die Autorin hatte in ihrem Film „Der andere Weg“  mit verschiedenen Stilmitteln und vor allem eindrucksvollen, weil sehr aufrichtigen und einfühlsam gefilmten Interviews, kurz die Zeit der Abhängigkeit und dann ausführlich die Zeit der Überwindung beschrieben. Auf dem Weg zum Wiederfinden ihrer Persönlichkeit half den Patientinnen eine gruppentherapeutische Maßnahme im Rahmen eines einjährigen Aufenthalts in Südfrankreich. Fürwahr ein anderer Weg, der zum erfolgreichen Drogenentzug führte. Ebenso erfolgreich wie die Therapie, war auch der Film darüber.

 

Unter der Leitung von Martin Kochloefl vergaben die Jurymitglieder Jürgen Liebenstein, beide vom Film- und Videoclub Landshut VHS, Martin Glatzel, Geschäftsführer der Volkshochschule und den beiden Gästen Daria Munsel, Studentin für Journalistik sowie Sebastian Stern, Student an der Hochschule für Film und Fernsehen, aber auch noch weitere Preise, die Stadt, VHS und Filmclub spendiert hatten.

 

„KY-37“, eine einfühlsamer Film über einen kleinen Jungen, der gefundenes Geld unterschlägt, für einen Spielzeugroboter ausgibt und gleichzeitig billigend in Kauf nimmt, dass ein Bettler der Tat beschuldigt und verhaftet wird, erhielt einen Sonderpreis für den besten Darsteller. Ohne ein einziges Wort war den Schauspielern an den Augen abzulesen, was in ihnen vorging - eine besondere filmische Leistung von Stephan Hilpert.

 

Auch Daniel Wagner benötigte keine Worte, um eine bedrückende Situation mit filmischen Mitteln auszudrücken. In „metahuman“ entwickelt er, basierend auf Tatsachenberichten, ein Szenario, in dem eine Mutter ihren behinderten Sohn gefesselt in Gefangenschaft hält, um ihn vor einer Blamage in der Öffentlichkeit zu schützen - eine irrwitzig übertriebene Form der Humanität. Der Preis für die beste Regie und eine Einladung zu den Bayerischen Amateurfilmfestspielen im nächsten Jahr war die verdiente Auszeichnung.

 

Auch „Menschen hinterlassen Spuren“, recherchiert von Barbara Sabel aus Straubing, wird dort laufen. Die Autorin erhielt den Sonderpreis für ein sozialkritisches Thema für ihre Erinnerung an den KZ-Marsch Flossenbrück.

 

Weitere Sonderpreise erhielten für ein besonderes Jugendthema „Sporty und Aquagirl“, eine jugendliche Liebesgeschichte mit internetbedingten Überraschungen des siebzehnjährigen Stefan Hättich, der die weite Anreise aus dem Schwarzwald mit Vater und Hauptdarsteller nicht gescheut hatte, sowie für die besondere Animation die Arbeitsgemeinschaft Video der Volksschule Rieden mit „Unter der Haut“.

 

Anna Kuczynski und Wolf Mocikat, beide bei „Jugend filmt“ schon mehrfach erfolgreich, denken sich gerne in Grenzsituationen ein. In ihren beiden Streifen „Hypnosis“ und „15 Jahre“ geht es jeweils um Grenzerfahrungen einmal mit Hypnose, die Seelenwanderung plötzlich gar nicht mehr unwahrscheinlich erscheinen lässt, und im anderen Fall um eine Dame, die 15 Jahre lang nicht mehr älter wird. Publikumspreis und bester Schnitt für „Hypnosis“.

 

Bernbeuren bei Schongau hat Florian Knittel und somit den besten jugendlichen Kameramann. „Das dicke Kind“, eine Romanverfilmung, hält einer alten Dame den Spiegel ihrer Jugend vor. 7 und 70 das Alter der feinfühlig geführten Darsteller, 19 Jahre der Autor, grossartige Kameraeinstellungen vor allem im Wohnzimmer der alten Dame, das bis zur letzten Requisite perfekt gestaltet und ausgeleuchtet wurde, das war die Basis für den erneuten Erfolg des letztjährigen Publikumspreisträgers.

 

Zweifellos den grössten Unterhaltungswert aber hatten „Die Atemräuber“ von Pierre M. Krause und Matthias Vogel. Letzterer hatte Sulzbach in der Oberpfalz schon bei „Jugend filmt“ im Jahr 2000 die Bewerbung zur Olympiade 2032 nahegelegt. Und auch diesmal schüttete er das Füllhorn an Persiflage aus Krimis aller Art über den Zuschauer aus. Kommissar und Adjutant mit tölpelhaftem Witz, ein Froschmann als Serienmörder, hübsche junge Damen als Opfer, die jeweils mit unterschiedlichen Materialien, wie z.B. Schlagsahne oder Spinat erstickt wurden - das alles, verbunden mit köstlicher Situationskomik, war ganz klar das beste Drehbuch.

 Reiner Urban, Film- und Videoclub Landshut VHS